Ein Handyverbot kann zwar als kurzfristige Massnahme sinnvoll sein, um eine schwierige Situation in einem Schulhaus zu entschärfen. Der Trend zu mobilen Kleincomputern ist allerdings gesellschaftlich so breit und ausgeprägt, dass die Schule mittelfristig nicht darum herumkommt, deren Besitz und Nutzung in einem medienpädagogischen Konzept zu integrieren, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.
Beschränkt sich jedoch die schulische Auseinandersetzung mit Handys auf ein blosses Verbannen und Verbieten, dann könnte dies als pädagogische Bankrott- Erklärung verstanden werden.
So deutlich oder gar drastisch formuliert eine jüngst in an der PH Zürich erscheinende Broschüre von Rolf Deubelbeiss und Peter Holzwarth unter dem Titel “Handy im Schulumfeld” aus der Reihe “Ideen für den Unterricht”. Ich stelle hier meine kommentierte/markierte Version zur Verfügung:
Neben (bekannten) Fakten zur alltäglichen Handynutzung wird ganz richtig die große Herausforderung aufgezogen, vor der Schulen derzeit stehen, wenn 5. und 6. Klässler vermehrt mit Handys über das Elternhaus ausgestattet werden und die folgenden Klassenstufen dieses als quasi 11. Finger permanent verfügbar haben – auch im Schulhaus. Hier mit strengen verboten zu reagieren kann auf Dauer kaum gut gehen, weshalb der vorgeschlagene Weg der Regeln und Gebote (ab S. 9) viel eher einleuchtet:
Fragen, welche beim Aushandeln gemeinsamer Handyregeln geklärt werden sollten:
- In welchen schulischen und ausserschulischen Situationen ist was mit dem Handy erlaubt?
- In welcher Situation sind welche Funktionen erlaubt? – Wie sind die Regeln überprüfbar?
- Sollen Verbote, Gebote oder Handlungsempfehlungen sowie Beispiele formuliert werden?
- Welche Konsequenzen hat ein Verstoss gegen diese Regeln?
- Bei welchen Handlungen kann ein Handy konfisziert werden und für wie lange?
- Auf welchem Weg kann das Handy nach der Konfiszierung wieder in den Besitz der Schülerin oder des Schülers kommen?
Darüber hinaus werden konkrete Unterrichtsszenarien und -ansätze für einzelne Stunden angeboten und vorgestellt, die sich zwar häufig am schweizer Lehrplanmodell orientieren, mit etwas Kreativität aber sicher auch ihren Platz in deutschen Schulstunden finden können. Der rote Faden, der sich hier durch alle Szenarien zieht und welcher mir sehr gut gefällt, ist, das Handy nicht um seiner selbst Willen in den Unterricht zu bringen (bei Diskussionen über Gefahren und medienkritisches Verhalten wird das nicht immer vermeidbar sein). Sondern das Handy kann und sollte vielmehr ein Werkzeug zur Bereicherung sein, mit dessen Hilfe andere Lrnziele und -situatiuonen unterstützt werden können (z.B. Dokumentationsfunktion mit Hilfe der Foto- und Videokameras in den meisten Geräten). Das Handy wird damit eben nicht zum Störfaktor in den Klassenräumen sondern zum Lern- und Arbeitswerkzeug (ab S. 10).
Das dies keineswegs Utopien aber vielmehr bereits realistische Szenarien sind, beschreibt und erklärt einmal mehr Beat Döbli anhand seines iPhone-Projekts an der Primarschule Goldau im viele Aspekte abdeckenden Interview von Melanie Unbekannt:
Prof. dr. Beat Döbeli Honegger berichtet über das iPhone-Projekt in Goldau from Melanie Unbekannt on Vimeo.
© René Scheppler, 2010
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